Barbara Lechner
1942 geboren in Gera
1948 – 58 Grund- und Mittelschule
1958 – 60 Institut für Lehrerbildung in Nordhausen
1960 – 62 Heimerzieherin
1962 – 63 Studium der Kunsterziehung am Pädagogischen Institut Erfurt
1962 – 68 Tätigkeit als Kunsterzieherin und Städtebaugrafikerin in Gera
1948 – 73 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Lehrer: Tübke, Meyer-Foreyt, Kuhrt und Hirsch
Diplom als Grafiker und Buchillustratorin
1973 – 90 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR
1973 – 75 freischaffend in Leipzig
1975 freischaffend in Gera
1978 Geburt der Tochter Adele
1990 Verband Bildender Künstler Thüringen e.V.
2003 gestorben in Greiz
Barbara Lechner "Lotti Huber" 1992, Collage
Impulsausstellung zum 80. Geburtstag der Künstlerin Barbara Lechner (1942 – 2003) 10. Juni bis 17. Juli 2022 in der Galerie Mieze Südlich, Sorge 52, Gera
Geöffnet: Mittwoch von 17 bis 20 Uhr und Sonntag von 15 bis 18 Uhr
Mit der Impulsausstellung „Klassefrauen“ erinnert die Galerie Mieze Südlich auf der Sorge an Barbara Lechner. Die Grafikerin und Malerin wäre in diesem Jahr 80 geworden. Glanzpunkte der Schau sind großformatige Porträts bekannter und unbekannter „Klassefrauen“. Gezeigt wird eine Auswahl farbstarker Collagen und Gemälde, Druck- und Gebrauchsgrafik sowie Illustrationen für die von 2001 bis 2003 auf der Kinderseite der Ostthüringer Zeitung erschienen „Klitzeklein“-Geschichten.
Nach dem Studium am Pädagogischen Institut für Kunsterziehung Erfurt arbeitete Barbara Lechner, geboren am 10. März 1941 in Gera, als Kunsterzieherin, Gebrauchsgrafikerin und Städtebaugrafikerin. Von 1968 bis 1973 studierte sie bei Werner Tübke, Rolf Kuhrt, Karl-Georg Hirsch und Hans Mayer-Foreyt an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach dem Diplom war sie zwei Jahre freischaffend in Leipzig tätig. Dann arbeitete und lebte sie mit ihrer 1978 geborenen Tochter Adele in Gera.
„Barbara Lechner war eine vielseitige, kreative und unglaublich fleißige Künstlerin. Als hätte sie lange vor ihrem plötzlichen Tod mit gerade mal 61 Jahren geahnt, wie wenig Schaffenszeit ihr vergönnt ist“, sagt Angelika Bohn. Das haben die Recherchen zur von ihr kuratierten Schau erneut bestätigt. „Ich bewundere, wie sie, oft mit beißendem Humor und Lust an der Bosheit, Dinge zuspitzen und auf den Punkt bringen konnte. Zugleich war die Lechnerin so streitbar wie umstritten. Sie konnte überwältigend großzügig sein, aber es gibt selbst unter ihren Freunden und Bekannten kaum jemanden, den sie nicht irgendwann vor den Kopf gestoßen hat.“
Der Plan ist, die Geraerinnen und Geraer daran zu erinnern, dass zu den vorzüglichen Künstlern ihrer Stadt auch diese „Klassefrau“ gehört. „Wann, wenn nicht jetzt?“ sagt Angelika Bohn. Besonders freute sie, dass der Künstler Thomas Prochnow seine im Herbst 2021 eröffnete Galerie Mieze Südlich auf der Sorge als Ausstellungort zur Verfügung stellt. In Anlehnung an den Begriff Impulsvortrag, der ja kurz und knackig in ein Thema einführen soll, will die kleine Schau einen Impuls zur Wiederentdeckung dieser so gut wie vergessenen Künstlerin auslösen.
Die Schau zeigt rund 50 Leihgaben aus dem Nachlass sowie aus Privatbesitz. Sie ist vom 10. Juni bis 17. Juli Mittwoch und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Mittels Smartphon hat der Besucher über QR-Code Zugang zu zahlreichen Hintergrundinformationen.
Weitere Informationen sowie ein virtueller Rundgang (ab 12. Juni): Facebook/Miezesuedlich und www.angelikabohn.de
Vernissage:
Freitag, 10. Juni 2022, 18 Uhr
Galeriegespräch mit Annerose Kirchner zu Lotti Huber:
Sonntag, 19. Juni 2022, 16 Uhr
Leidenschaftlicher Diener der Kunst
Der Kulturwissenschaftler und Museumsleiter Hans-Peter Jakobson ist Ende Januar 2020 im Alter von 72 Jahren in Gera gestorben.
Hans-Peter Jakobson war einer meiner ersten Gesprächspartner im Literarischen Duett. In Erinnerung an ihn mein in der
Ostthüringer Zeitung veröffentlichter Nachruf und das Video der Sendung:
In Gera hat er das Museum für Kunsthandwerk, heute Museum für Angewandte Kunst, aufgebaut. In Thüringen leitete er von dessen Gründung bis 2003 den Museumsverband e.V. Für alles, was die zeitgenössische deutsche Keramik betrifft, war er ein gefragter Experte. Bis kurz vor seinem Tod war er als Kurator und Kritiker tätig, hat Kunst gesammelt und verteidigt. Von Jugend an malte er, öffentlich gezeigt hat er seine Bilder aber selten, meist zusammen mit den Fotografien seiner Frau Monika. Er kannte Hinz und Kunz, war ein begnadete Erzähler, unbestechlicher Zeitzeuge, treuer Freund und gütiger Mensch. Vergangene Woche ist Hans-Peter Jakobson in Gera gestorben. Ohne ihn gäbe es in Gera vielleicht ein Museum weniger. Nicht nur, weil es Anfang der 80er Jahre der frisch gebackene Kulturwissenschaftler Jakobson ist, der hier ein Museum für Kunsthandwerk in Gera aufbauen soll. Er kniet sich in die Arbeit, doch als es 1984 öffnet, wird ein Anderer Museumsdirektor. Das ist nicht der erste Rückschlag in seiner Karriere. Ein Jahrzehnt lang versuchen Stasi und ein Dutzend IM, ihn als Staatsfeind zu überführen. Dabei ist der 1947 in Wittenberge geborene junge Mann, als er 1961 nach Gera kommt, nur wissbegierig, kontaktfreudig und kunstinteressiert. Schon bald besuchen der 16-jährige und Monika den ins Abseits gedrängten Maler Herbert Enke. Es beginnt eine lebenslange Freundschaft mit diesem bedeutenden Künstler. Hans-Peter Jakobson hat die EOS abgebrochen, arbeitet im Betrieb seiner Schwiegermutter und studiert daneben Ingenieurökonomie. Ein wichtiger Weichensteller Richtung Kunst ist der charismatische Kreissekretär des Kulturbundes Greiz Ibrahim Böhme. Auch Jakobson wird Kulturbundkreissekretär, in Gera-Land. Als er die gerade eröffnete Kleine Galerie Gucke in Bad Köstritz leiten darf, erfüllt sich ein Lebenstraum. Doch der endet bereits 1975 mit der dritten Ausstellung. Der junge Jenaer Maler Gerd Sonntag soll seine großformatigen Bilder zeigen. Zur Eröffnung lädt Jakobson Jürgen Fuchs, Bettina Wegner und Gerulf Pannach nach Bad Köstritz ein. Am Tag darauf wird der 27-jährige Galerieleiter abgesetzt. Er ist Vater von drei kleinen Kindern, arbeitslos, darf das Studium in Berlin nicht antreten und findet erst ein Dreivierteljahr später eine Anstellung im Geraer Wohnungsbaukombinat. Das delegiert ihn dann doch noch zum Studium der Kulturwissenschaft. Die Jakobsons ahnen, dass sie bespitzelt werden. Zu viele Pläne scheitern auf unerklärliche Weise. Doch Jakobson lässt sich nicht von seinem Traum abbringen. Er schließt sein Studium ab, wird in den Künstlerverband aufgenommen, darf nun freiberuflich als Kurator und Kritiker arbeiten und sogar ein Museum aufbauen. Als sein Chef von einer Dienstreise in den Westen nicht zurück kommt, wird Hans-Peter Jakobson Direktor des Museums für Kunsthandwerk. Sich mit Kompetenz und Leistung gegen Bosheit und Betonköpfe behauptet zu haben, erfüllt ihn mit Genugtuung. Unter seiner Leitung wird das Haus zum Museum für Angewandte Kunst um-, die Sammlung ausgebaut. Jakobson holt großartige Ausstellungen nach Gera. Das spricht sich herum und die Stadt erhält bedeutende Schenkungen wie etwa die Sammlung Welle. Doch sich auf Lorbeeren ausruhen, ist im Lebensweg von Hans-Peter Jakobson offenbar nicht vorgesehen. Bereits im Ruhestand, streitet er unbeirrt für den Erhalt des Museums im Ferberschen Haus und ist trotz seiner Krebserkrankung stets begeisternd und gut gelaunt unterwegs als Kurator, Laudator und Autor. Noch zehn Jahre hätte er so gern für seine vielen Ideen und Pläne, hat er sich im Dezember gewünscht... Sie waren ihm und uns nicht vergönnt.
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