Im Februar war ich zuletzt mit Dieter Urban zu einem Termin. Wir besuchten die Künstlerin Anke Pradel-Schönknecht in ihrem Atelier. Was Dieter sagen wollte, schrieb er in mein Notizheft, denn sprechen konnte er schon lange nicht mehr.

 

Trauerfeier Dieter Urban am 12. Juni 2017 auf dem Nordfriedhof Jena. Foto Erwin Freund

Nicht einfach Hallo sagen können, sondern mit den Händen und Augen reden müssen und trotzdem unter die Leute gehen, die fragenden Blicke aushalten, warum man so dünn geworden ist, die Haare verloren hat und trotzdem das tun, wofür man ein Leben lang gebrannt hat - das war Dieter. Der Fotograf, der seine Fotos aus der Hüfte schießen konnte, der aber auch Fotos gemacht hat, die man Photographie nennen muss.

Seit ich 1990 Dieter Urban, damals noch als terranpress, kennen lernte, haben wir immer mal zusammen gearbeitet. Nicht zuletzt bei Terminen im Atelier der ebenfalls viel zu früh verstorbenen Keramikerin Christine Freygang. Seltsamer Weise richtig viel gemeinsam für die Ostthüringer Zeitung gemacht, haben wir erst, nachdem Dieter so schwer krank geworden war, und dann bald in Rente ging. Auch in digitalen Zeiten, in denen es mehr Fotos als Gedanken gibt, sind gute Fotos rar. Sie aber sind das Aushängeschild einer Zeitung. Dieter hat dieses Aushängeschild immer wieder zum Leuchten gebracht.

Diesen Montag haben seine Familie, seine Freunde, Künstler, mit denen er verbunden war, und einige seiner Kollegen Abschied von Dieter Urban genommen. Wie wichtig er für die Region war, haben Jenas Oberbürgermeister und der Landrat des Saale-Holzland-Kreises durch ihre Anwesenheit gezeigt. Keiner hat sich bei dieser bewegenden Feier seiner Tränen geschämt. Beschämend nur, die Leitung der Zeitung, für die Dieter ein Vierteljahrhundert seines Lebens gearbeitet hat, war abwesend. Kein Dank, kein Kranz, keine Rose...